Experimentelle Schaumweine

Die Gärung von Schaumweinen findet meist in Flaschen, welches ein ausgefeiltes Verfahren aus dem 17. Jahrhundert ist. Doch manchen Kellermeistern reicht das nicht aus.

Schaumwein aus der Dunkelheit

Auf dem slowenischen Weingut Radgonske Gorice arbeiten die Winzer in der Dunkelheit, da Licht die Qualität vom Schaumwein mildert. Für ihren Untouched by Light ernten die Slowenen die Trauben nachts. Da die Weine in einem stockfinsteren Stollen gelagert werden, müssen beim Drehen und Rütteln der Flaschen Nachtsichtgeräte getragen werden. Die schwarzen Flaschen kommen am Ende in eine lichtundurchlässige Vakuumverpackung.

Selbst das Marketing wurde verdunkelt: Nur bei stark gedimmtem Licht soll der 2016er Schäumer probiert werden und vor allem nicht allein. Schließlich passieren die besten Dinge im Dunkeln, unkt die Werbung.

Doch ist der vom Licht unberührte Schaumwein nun tatsächlich die Erleuchtung? Es entweicht beim Entkorken der Flasche ein zartfruchtiger Duft, der neugierig macht. Im Glas verströmt der Wein Aromen von frischem Hefekuchen, gelben Früchten und etwas Nuss. Der Geschmack ist überwiegend fruchtig, sehr sanft und ein bisschen gefällig. Bei diesem Nachtschattengewächs strahlen die Sterne dennoch nicht ganz so hell.

Weine aus Unterwasserlagerung

Andere Weingüter versenken ihre Flaschen im Meer oder Ozean. Vom guten Zustand uralter Champagnerflaschen inspiriert, lassen sie einen Teil ihrer Produktion am Meeresgrund reifen. Es hat sich sogar ein Unternehmen auf das Versenken von Wein in 60 Meter Tiefe vor der bretonischen Atlantikküste spezialisiert.

Laut Theorie beeinflusst der Unterwasserdruck die zusätzliche Reifung des Champagners. Die Flaschen liegen meist ein Jahr bei rund 12 Grad unter Wasser in Metallkäfigen – abgeschirmt von Licht, Luft und Lärm.

Tatsächlich lässt das Champagner-Weingut André Chemin einen Jahrgangschampagner mit diesem Verfahren reifen. Beim Öffnen des Kartons riecht es etwas fischig, weshalb es sich empfiehlt, den Flaschenhals vor dem Einschenken innen und außen zu säubern. Der Inhalt selbst duftet nach Hefegebäck, Boskop und ein klein wenig nach Algen – das muss der Einfluss des Meeres sein. Sobald die Argraffe aufgedreht wurde, kommt der Korken von selbst hoch, da die Flaschen vom Schweredruck des Wassers befreit sind.

Unfertig abgefüllt

Pétillant Naturel so heißt ein unfertig abgefüllter Wein, der dort prickelnd fertig gärt. Von Haus aus ist ein Pet Net, so die gängige Abkürzung, eine herbe Schönheit: keine Enthefung, Kronkorken und wenig subtil. Das fränkische Weingut Am Stein nennt seine Cuvée daher Pure & Naked. Sie fließt trüb und grünlich-gelb ins Glas und riecht dabei unglaublich appetitanregend nach Apfelkuchen, Kräutern und ähnlich wie Federweißer nach Gärsäure. Nimmt man einen Schluck, ist das in der Tat herb, ungeschminkt und erinnert an viel gelbe Grapefruit.