Champagner mit allen Sinnen Entdecken – Teil 2

Wie bereits im ersten Teil erwähnt, spricht Champagner, wie jeder Wein auch, alle unsere Sinne an. Wir lernen die Unterschiede zwischen den einzelnen Weinen durch die sinnliche Wahrnehmung zu erkennen und erschließen uns so ein ganz neues Universum. Weiße, gelbe oder rötliche Farbnuancen, das Aroma von Früchten, Gewürzen oder Blumen, subtile, intensive oder delikate Geschmackserlebnisse bis hin zum Prickeln: Champagner hat viele Arten, sich auszudrücken. Er lädt uns ein, Vertrautes wiederzuerkennen, zu assoziieren, zu benennen. Das ist die genussreiche Bewährungsprobe der Verkostung.

Riechen

Champagner-Weine verfügen über eine feine Aromatik. Das die Geruchswahrnehmung durch das Aufschäumen der Bläschen zu Anfang etwas behindert wird, ist daher nicht selten. Im Laufe der Zivilisationsgeschichte hat sich der Geruchssinn immer weiter verfeinert – davon geht die Forschung aus. Deswegen können wir heute die nuancierten Aromen des Champagner-Weins viel besser einschätzen. Jeder Champagner verfügt über seine eigenen Noten – fruchtig, blumig, würzig oder holzig.

Man kann sich den Auftakt eines Champagners wie die Ouvertür einer Oper vorstellen: Zuerst erkennt man ein Hauptmotiv und danach weitere anhaltende Noten, die in jedem Stadium der Verkostung wiederkehren. Es ist nicht ungewöhnlich, dass nach dem intensiven Duft von weißen Blüten der Geruch von Orangenschale oder wilder Beeren erscheint. Vermutlich handelt es sich dann um einen jungen Brut-Wein – Aromen sind von Natur aus flüchtig und veränderlich. In jedem Stadium der Verkostung kann man die Aromen aber benennen und bewerten: als fruchtig, blumig, bereits entwickelt, fein, rassig ….

Damit sich dieser Reichtum aber wirklich erschließen kann, ist es extrem wichtig abzuwarten, bis sich der Wein geöffnet hat. Die unmittelbaren, flüchtigen Geruchseindrücke zeigen sich nach dem öffnen in der „ersten Nase“, deutlich später lassen sich die hintergründigen, komplexeren, bestimmteren Aromen in der „zweiten Nase“ wahrnehmen. Die Traubensorte und den Reifegrad kann man ebenfalls an den Aromen erkennen.

Schmecken

Champagner fordert unsere Zunge und unseren Gaumen ganz besonders heraus. Der entscheidende Moment der Verkostung spielt sich im Mund ab. Je aufmerksamer man dabei ist und je mehr Erfahrungen man mitbringt, desto besser kann man erschmecken, welche der Eigenschaften wie intensiv, strahlend, lebendig, üppig, sublim oder frech sind.

Der Gaumen wird alle Antworten auf seine Fragen finden und lernen, die Zusammenklänge des Geschmacks zu schätzen z.B. wie unsere Geschmacksknospen einen besonderen Geschmack oder eine bestimmte Geschmackskombination wiedererkennen, wie sie den Unterschied zwischen einem Unterton an Zitrusfrüchten und einen Akzent von reifer Birne erkennen, eine gewissen Abgerundetheit oder einen langen Nachhall …

Das Vokabular des Gaumens

Die kristallinen Perlen zerspringen am Gaumen und entlassen dabei ihren leicht säuerlichen Geschmack, kräftigen oder lieblichen Stil, duftend nach weißen Blüten, reifen Früchten oder exotischen Hölzern. Dabei zischen einmal laut und dann wieder zart und leise – wie die Musiker eines Symphonieorchesters, die die Dynamik in Ruhe und Harmonie auflösen. Übermut, Fülle, Ruhe – drei Stadien, die sich zum reinen Genuss verbinden.

Der Tastsinn

Durch die Temperatur des Champagners wird das Glas, idealerweise dünnwandig und in Tulpenform, selbst etwas gekühlt. Dadurch lässt sich der Champagner auch durch den Tastsinn wahrnehmen. Der Tastsinn reagiert am sensibelsten auf die Temperatur des Champagners, deshalb sollte sich der Wein an den Fingern kühl anfühlen. Auch durch den leichten Kondensnebel am Glas wird die richtige Temperatur angezeigt. Die sensorischen Qualitäten des Weines sind am besten bei einer Temperatur zwischen 8° und 10° Celsius zu schmecken. Am besten lässt sich die optimale Trinktemperatur erreichen, in dem man die Flasche eine halbe stunde im Gefrierfach kühlen lässt. Außerdem spricht man auch bei dem Eindruck, den der Wein beim Berühren des Mundes und des Gaumens hinterlässt, von Gefühl.