Die vier Jahreszeiten im Weinberg: Die Weinlese (Herbst)

In der Champagne werden mit Beginn der Weinlese alle Kräfte mobilisiert. Jede Lese ist anders und einzigartig als die des Vorjahres, zumindest was Reifegrad, Säure und Alkoholgehalt betrifft. Die Festlegung des richtigen Zeitpunkts richtet sich nach der Beobachtung der Weinberge. Oft findet die Lese im September statt, manchmal Ende August oder Anfang Oktober.

Bei der Bestimmung des Erntezeitpunkts, hilft ein Netzwerk von Messpunkten

Heute zählt das Netzwerk „Reife“ 602 Musterparzellen, die sich auf das gesamte Weinbaugebiet verteilen. Dort werden zweimal die Wochen Traubenproben entnommen, um Reifegrad, Zucker- und Säuregehalt, durchschnittliches Gewicht und Botrytis-Befall der Trauben zu messen.

Am gleichen Tag werden die Ergebnisse digital übermittelt, sodass der Comité Champagne dann die Statistik jeder Parzelle bearbeiten und die durchschnittlichen Variablen (Zucker- und Säuregrad, etc.) für jede Rebsorte pro Département erfassen kann.

Über die Analysen der Proben werden die technischen Leiter und insbesondere die Regionalvertreter der Association Viticole Champenoise (Weinbau-Vereinigung der Champagne) informiert. Dies ermöglicht ihnen, bei der Versammlung vor der Lese ihre Wünsche bezüglich des Erntebeginns in ihrer Gemeinde anzugeben.

Ziel: Pressen des Fruchtfleischs

Aus dem Fruchtfleisch der Beeren wird ausschließlich Champagne-Wein gewonnen.

  • Im inneren der Beere bzw. Fruchtfleisch befinden sich die für die organoleptische Qualität und Schaumbildung wichtigen Bestandteile.
  • Drei Viertel der Champagne-Weine werden aus roten Trauben gewonnen. Dabei muss das Ausfärben der roten Farbe der Schalen unbedingt vermieden werden, um die weiße Farbe der Weine zu bewahren.

Die Trauben müssen, aufgrund der besonderen Eigenheiten der Weinbereitung, unversehrt geerntet werden und als Ganztrauben in speziellen Transportbehältern in der Kelterei eintreffen, um die Einmaischung zu verhindern. Deshalb befinden sich die die Keltereien überall dezentral in den Weinbergen, um lange Transportwege zu vermeiden.

Weinlese erfolgt ausschließlich manuell

Der Umgang mit der Traube ist heute genauso respektvoll wie im 18. Jahrhundert, deshalb bleibt die Weinleise traditionell. Rund drei Wochen dauert die Lese und orientiert sich an der kurzen optimalen Reifeperiode der Trauben. Die verschiedenen Rebsorten der Champagne kommen auch fast zeitgleich zur Reife.

Während dieses Zeitraums halten sich 120.000 Lesehelfer in der Champagne auf, also 4 pro Hektar. Kost und Logis erhalten ca. 100.000 Saisonarbeiter jedes Jahr bei Winzern und Häusern. Die Gruppen der Weinleser werden „les hordons“ genannt.

Folgende Aufgaben gibt es bei der Weinlese:

  • Weinleser
  • Korbträger
  • Transportarbeiter
  • Verlader
  • Empfangsverantwortlicher in den Keltern
  • Transportfahrer
  • Gabelstapler-Fahrer
  • Kelterer
  • Mitarbeiter im Gärkeller
  • Koch
  • etc.

Der Leseertrag ist Reglementiert

Ertragsregeln

Der festgelegte Jahresertrag von der INAO (Nationales Institut für Herkunftsbezeichnungen) liegt bei 10.400 kg/ha. Je nach Qualität und Menge der Lese, kann der Basiswert jedes Jahr vom INAO verringert oder angehoben werden. AOC-Weine dürfen die Grenze von 15.500 kg/ha nicht überschreiten. Aufgrund der hohen Dichte der Weinberge in der Champagne, kommt dieser Hektarertrag zustande: 8.000 Rebstöcke pro Hektar. Diese Dichte hat ein qualitatives Ziel: Sie favorisiert eine bessere Reifung der Trauben, was ihre Qualität steigert. Die Deckelung des Jahresertrags wird außerdem durch eine Begrenzung der Pressung flankiert: max. 102 Liter Saft aus 160 kg Trauben. Schlussendlich ergibt dies einen Ertrag von 66 Hektolitern pro Hektar.

Reservehaltung

In der Champagne wir ein verbindliches Reservehaltungssystem praktiziert. In guten Jahren müssen alle Erzeuger einen Teil der Ernte als Reserve zurückstellen. Denn wenn die Nachfrage außergewöhnlich hoch ist (wie z.B. beim Jahreswechsel 1999/2000) oder ertragsschwache Jahre (wie z.B. 2012) ausgleichen muss, kann man auf die in temperatur-regulierten Tanks gelagerten Weine zurückgreifen.